Wohnungsnot in Deutschland
Gibt es noch Hoffnung?
Die Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich zu. Vor allem in Berlin ist die Lage angespannt – denn die Hauptstadt kämpft mit einer besonders hohen Zuwanderung und großem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Doch was sind die Gründe dafür? Und was kann getan werden, um die Wohnungsnot in Deutschland zu lindern? Diese und weitere Fragen beantworten wir Ihnen im Folgenden.

Hohe Nachfrage, wenig Angebot
Ob Berlin, Hamburg oder München: Ein wichtiger Grund für die Wohnungsnot in Deutschland ist die hohe Nachfrage nach Wohnraum. Nicht nur immer mehr Deutsche ziehen in die Städte und Ballungsräume – auch die internationale Zuwanderung (zum Beispiel Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine) verschärft die Problematik auf dem Wohnungsmarkt. Denn: In Deutschland wird viel zu wenig neuer Wohnraum geschaffen, um dieser stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Folge? Die Preise für Mietwohnungen explodieren.
„So laut wie jetzt haben die Alarmglocken des Wohnungsmangels lange nicht mehr geschrillt.“ – Lukas Siebenkotten, Mieterbund
Das verdeutlichen auch die Zahlen:
- Laut einer von dem Bündnis beauftragten Studie werden 2023 über 700.000 Wohnungen in Deutschland fehlen. Der Wohnungsmangel sei damit so groß wie seit 20 Jahren nicht mehr.
- Bundesweit gibt es derzeit etwa 1,1 Millionen Sozialwohnungen. Ende der 80er Jahre waren es rund vier Millionen Sozialwohnungen. Verena Bentele vom Sozialverbandes VdK schätzt den aktuellen Bedarf auf etwa fünf Millionen Sozialwohnungen. Demnach würden aktuell 3,9 Millionen Sozialwohnungen fehlen. Insgesamt haben fast 12 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland Anspruch auf sozialen Wohnraum.
- Laut einer Studie von Jones Lang LaSalle (JLL) stiegen die Angebotsmieten in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln, Leipzig, Düsseldorf und Stuttgart im zweiten Halbjahr 2022 durchschnittlich um 6,3 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum. Damit stiegen die Mieten erstmals stärker als die inserierten Preise (1,6 Prozent).
Warum vermieten Vermieter so teuer?
Wer hoch finanziert, muss auch hoch vermieten. Viele Vermieter finanzieren ihre Wohnungen mit hohen Krediten und müssen somit auch hohe Mieten verlangen, um ihre Investition zu decken. Besonders trifft das auf Investoren und Immobilienunternehmen zu, die in den letzten Jahren vermehrt in den Berliner Immobilienmarkt eingestiegen sind. Aber auch private Vermieter vermieten häufig hoch, da sie für den Kauf einer Immobilie ebenfalls Kredite aufnehmen.
Doch wer ist die treibende Kraft auf dem Berliner Immobilienmarkt?
Vermieterstruktur in Berlin
Berlin ist die Hauptstadt der Mieter. Insgesamt gibt es etwa 1,9 Millionen Wohnungen in der Stadt – 1,5 Millionen davon sind Mietwohnungen (81,5 Prozent). Da überrascht es nicht, dass auch die Vermieterstruktur in Berlin divers ist. Laut einer Analyse des Immobiliendienstleisters Savills sind etwa 40 Prozent der Wohnungen in Berlin im Besitz von privaten Vermietern oder Eigentümergemeinschaften. Der Rest ist in der Hand von Unternehmen und Investoren.
Was in Berlin besonders ist: 29 Prozent des Mietwohnungsbestandes gehört privatwirtschaftlichen Unternehmen, die mit Immobilien hauptgeschäftlich Geld verdienen. Allein 15 Prozent der Mietwohnungen gehört großen börsennotierten Konzerne – zum Beispiel Vonovia, Deutsche Wohnen, Covivio, ADO Properties, Akelius, TAG Immobilien, Grand City Properties. Die Lage auf dem Immobilienmarkt verschärft sich auch, weil viele dieser Konzerne aufgrund steigender Baukosten und Zinsen keine neuen Wohnungen bauen möchten.
Gibt es noch Hoffnung?
Die Wohnungsnot in Deutschland ist ein komplexes Problem. Es fehlt nicht nur an neuem Wohnraum, sondern auch an Lösungen, um die steigenden Mieten zu begrenzen. In den letzten Jahren gab immer wieder Initiativen und Maßnahmen, um dem Problem entgegenzuwirken. So wurden beispielsweise Mietpreisbremsen eingeführt, um den Anstieg der Mieten zu begrenzen. Auch die öffentliche Hand ist vermehrt in den Bau von bezahlbarem Wohnraum eingestiegen. Während man an Faktoren wie hohe Preise, hohe Darlehenszinsen oder fehlende Fachkräfte am Bau aktuell wenig ändern kann, gibt es durchaus Möglichkeiten die Wohnungssituation zu verbessern.
Zum Beispiel:
- Eine Möglichkeit wäre es, vermehrt in den Bau von bezahlbarem Wohnraum zu investieren. So soll 2023 mehr staatliches Geld in den Sozialen Wohnungsbau fließen. Während es 2022 nur 750 Millionen waren, sind 2023 exakt 1,23 Milliarden Euro eingeplant. Gleichzeitig könnte die Förderung von alternativen Wohnformen wie etwa Genossenschaften oder Baugruppen den Markt entlasten.
- Eine stärkere Regulierung des Immobilienmarktes kann helfen, die Mieten zu begrenzen. Hierzu gehören etwa Mietpreisbremsen oder eine Deckelung der Mieten bei Neuvermietungen. Allerdings ist es wichtig, auch die Perspektive der Vermieter im Auge zu behalten – und darauf zu achten, dass deren Investitionen nicht gefährdet werden.
- Mit mehr Förderung würden mehr Anreize für Investoren entstehen. Weniger Auflagen und schnellere Genehmigungen könnten das Bauen schneller, einfacher und billiger gestalten. Das würde helfen, mehr Bauland in kürzerer Zeit zu erschließen.
Schlusswort
Die Wohnungsnot in Berlin ist ein komplexes Problem. Es stellt sowohl Mieter als auch Vermieter vor Herausforderungen: Eine hohe Nachfrage trifft auf ein knappes oder zu teures Angebot, was zu immer höheren Mieten führt. Vor allem große Unternehmen und Investoren sind oft treibende Kräfte bei steigenden Mieten – doch auch viele private Vermieter müssen ihre hohen Investitionen finanzieren und sind somit gezwungen, hohe Mieten zu verlangen.
Es bleibt festzuhalten: Die Wohnungsnot in Berlin und in anderen deutschen Städten ist ein großes Problem, das eine breite Diskussion erfordert. Nur durch eine Zusammenarbeit von Politik, Vermietern und Mietern können langfristige Lösungen gefunden werden, die allen Beteiligten gerecht werden.
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