Energieausweis einfach erklärt

Das Wichtigste auf einen Blick

• Der Energieausweis bewertet die Energieeffizienz eines Gebäudes. Man unterscheidet zwischen dem Verbrauchsausweis und dem Bedarfsausweis, der den theoretischen Energiebedarf eines Gebäudes ermittelt.
• Ein Energieausweis ist bei Verkauf oder Vermietung einer Immobilie gesetzlich vorgeschrieben. Fehlt dieser, können Strafen drohen.
• Die Kosten für einen Energieausweis variieren je nach Art, Größe der Immobilie und Anbieter. Die Preise bewegen sich in der Regel zwischen 30 und 500 €.

Was ist der Energieausweis?

Der Energieausweis ist ein Dokument, das über den energetischen Zustand einer Immobilie informiert. Vergleichbar mit den Energielabels von Elektrogeräten hilft der Energieausweis, Immobilien hinsichtlich ihrer Energieeffizienz einzuschätzen und zu vergleichen.

Dabei wird zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis unterschieden:

• Bedarfsausweis: Hier wird der theoretische Energiebedarf einer Immobilie berechnet. Dies geschieht auf Basis der Bauweise und Isolation. Dieser Energieausweis ist sinnvoll für Gebäude, die weniger als fünf Wohnungen haben oder vor 1978 errichtet wurden und nicht den Anforderungen der Wärmeschutzverordnung von 1977 entsprechen.
• Verbrauchsausweis: Dieser Energieausweis basiert auf den tatsächlichen Energieverbrauchsdaten der letzten drei Jahre. Er wird häufig für größere Wohngebäude oder jüngere Bauten genutzt.

Ein Energieausweis zeigt häufig nicht nur den Energiebedarf oder -verbrauch, sondern auch Empfehlungen zur Energieeinsparung. Zudem sind Kennzahlen und Diagramme ein wichtiger Bestandteil. Das zentrale Element ist die Energieeffizienzklasse, die von A+ (sehr energieeffizient) bis H (wenig energieeffizient) reicht. Damit kann man auf einen Blick erkennen, wie es um den energetischen Zustand des Gebäudes bestellt ist.

„Der Energieausweis bietet einen Mehrwert beim Verkauf oder Vermietung; hilft, potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und durch gezielte Maßnahmen die Energiekosten langfristig zu senken.”  – Christine Neukirch-Lange, Dipl. Ing. Architektin

Gibt es gesetzliche Anforderungen?

Ja, ein Energieausweis ist immer gesetzlich vorgeschrieben, wenn eine Immobilie neu vermietet oder verkauft werden soll (per Gebäudeenergiegesetz (GEG)). Das gilt auch für einzelne Wohnungen.

• Beim Verkauf, der Vermietung oder dem Leasing eines Gebäudes müssen Sie einen Energieausweis vorlegen. Auch bei umfassenden Sanierungen kann er erforderlich sein.
• Bestimmte Angaben aus dem Energieausweis müssen gut sichtbar in Immobilienanzeigen platziert werden. Interessenten sollten den Ausweis spätestens bei der Besichtigung zu Gesicht bekommen.
• Ein Energieausweis bleibt in der Regel zehn Jahre gültig. Danach müssen Sie ihn erneuern, vor allem, wenn Sie die Immobilie wieder auf den Markt bringen wollen.

Wichtig: Ein Energieausweis ist auch zu erneuern, wenn die Fassade gedämmt oder 10 Prozent der Fläche eines Außenbauteils erneuert wird.

Doch was passiert, wenn Sie keinen Energieausweis vorweisen können?

• Wer keinen Energieausweis vorlegt, riskiert empfindliche Strafen. Dabei geht es nicht nur um Geldbußen, sondern auch um mögliche Kauf- oder Mietabbrüche.

Verbrauchs- oder Bedarfsausweis?

Grundsätzlich haben Sie hier die freie Wahl. Ein Bedarfsausweis ist nur in folgenden Fällen Pflicht:

• Bei Mehrfamilienhäusern mit weniger als fünf Wohneinheiten, die vor 1978 gebaut wurden.
• Bei Neubauten, da hier noch keine Verbrauchsdaten der letzten 3 Jahre vorliegen.
• Nach nachträglichen Dämmen der Fassade, wenn mehr als 10 % der Fläche eines Außenbauteils erneuert wurden. Das liegt daran, dass hier die Verbrauchsdaten der letzten 3 Jahre neu erfasst werden müssen.

„Ein Verbrauchsausweis ist günstiger, erfordert weniger Unterlagen und ist schneller bestellt. Ein Bedarfsausweis macht nutzungsabhängige Angaben zum möglichen Energieverbrauch und ermöglicht individuelle Modernisierungsempfehlungen.“ – Daniel Werner, Immobilienmakler

Was kostet ein Energieausweis?

Die Kosten können je nach Art des Energieausweises variieren – auch die Region, die Größe der Immobilie und der beauftragte Dienstleister spielen eine Rolle.

Verbrauchsausweis

Der Verbrauchsausweis ist häufig günstiger als der Bedarfsausweis.  Er basiert auf den tatsächlichen Energieverbrauchsdaten der letzten drei Jahre. ine Vor-Ort-Begehung ist nicht immer nötig. Die Kosten für einen Verbrauchsausweis liegen meistens zwischen 30 und 250 €.

Bedarfsausweis

Der Bedarfsausweis erfordert eine genaue Analyse des Gebäudes durch einen Experten oder eine Expertin. Zu der Analyse zählt häufig eine Vor-Ort-Begehung, um Bauweise, Isolierung, Heizungsanlage und andere energetische Aspekte zu begutachten. Die Kosten für einen Bedarfsausweis liegen zwischen 300 und 500 € – abhängig von der Größe und Komplexität der Immobilie.

Der Energieausweis aus verschiedenen Perspektiven

• Hauseigentümer

Für Eigentümer bietet der Energieausweis wichtige Informationen. Er zeigt, wie Sie den Wert Ihrer Immobilie steigern und Energiekosten senken können. Optimieren Sie Ihre Immobilie, basierend auf den Empfehlungen des Ausweises.

• Kaufinteressenten

Bevor Sie eine Immobilie kaufen, werfen Sie einen Blick auf den Energieausweis. Er zeigt, wie hoch die Energiekosten ausfallen könnten und ob das Haus oder die Wohnung in naher Zukunft saniert werden muss.

• Vermieter

Vermieten ohne Energieausweis? Ein riskantes Spiel! Nicht nur, dass Sie Strafen riskieren – auch potenzielle Mieter könnten skeptisch werden. Zeigen Sie von Anfang an, dass Ihre Immobilie energetisch auf dem neuesten Stand ist.

• Mieter

Als Mieter sollten Sie den Energieausweis immer einfordern. Er gibt Aufschluss darüber, wie hoch die Nebenkosten ausfallen und wie energieeffizient das Objekt ist. Ein effizientes Zuhause spart Geld und sorgt für Wohlbefinden.

Worauf sollten Interessenten bei der Energieeffizienz außerdem achten?

Sie sollten sich nicht alleine auf den Energieausweis verlassen. Auch andere Faktoren spielen bei der Energieeffizienz eine wichtige Rolle. Sie sollten auf die folgenden Kriterien achten:

• Isolierung: Alle Außenmauern, die Decke des Kellers sowie die oberste Etage oder der Dachraum (bei einem ausgebauten Dach) sollten im Optimalfall isoliert sein.
• Fenster: Eine Isolierverglasung aus zwei Gläsern mit einer schützenden Wärmebeschichtung ist ideal. Fenster und Türen sollten keine Zugluft durchlassen.
• Wohnungslage: Eine Wohnung direkt an Außenmauern oder an nicht beheizte Bereiche des Gebäudes verbraucht wahrscheinlich mehr Heizenergie.
• Heizsystem: Welche Energieträger oder Brennstoff verwendet das Heizsystem? Der Brennstoff kann die Heizkosten stark beeinflussen.
• Warmwasserversorgung: Bei hohem Warmwasserbrauch ist ein zentrales Erwärmungssystem wirtschaftlicher. Bei geringem Warmwasserverbrauch kann ein elektronisch gesteuerter Durchlauferhitzer kosteneffizienter sein.

So bekommen Sie einen Energieausweis

• Art des Energieausweises bestimmen

Entscheiden Sie, ob Sie einen Bedarfs- oder Verbrauchsausweis benötigen. Das hängt in der Regel von der Größe und dem Baujahr Ihres Gebäudes ab. Bei Gebäuden mit mehr als vier Wohnungen und bei jüngeren Bauten ist der Verbrauchsausweis meist die richtige Wahl.

• Zertifizierten Energieberater- oder Beraterin finden

Beauftragen Sie qualifiziertes Fachpersonal für die Erstellung des Energieausweises. Suchen Sie nach zertifizierten Energieberatern, Architekten oder Ingenieuren in Ihrer Nähe. Oder wenden Sie sich an Verbraucherzentralen, die Ihnen häufig Energieberater- oder Beraterinnen vermitteln können.

• Vor-Ort-Begehung

Für den Bedarfsausweis ist häufig eine Vor-Ort-Begehung durch den Experten erforderlich. Dabei wird unter anderem der Zustand der Immobilie, Isolation, Fenster und Heizsystem begutachtet.

• Daten und Dokumente bereitstellen

Für den Verbrauchsausweis müssen Sie die Heiz- und Stromverbrauchsdaten der letzten drei Jahre bereitstellen. Halten Sie auch Baupläne, Renovierungsdetails oder andere relevante Unterlagen bereit.

• Energieausweis erhalten

Nach der Begutachtung und Analyse erstellt der Experte oder die Expertin den Energieausweis. Dieser Prozess kann zwischen wenigen Tagen und bis zu zwei Wochen andauern – je nach Komplexität des Gebäudes.

Schlusswort

Ein Energieausweis ist ein wichtiges Dokument für Eigentümer und Eigentümerinnen, Interessenten, Vermieter und Vermieterinnen sowie für Mieter und Mieterinnen. Das Dokument bietet viele wertvolle Informationen – und zeigt, wie energieeffizient ein Gebäude ist und wo Einsparpotenziale liegen. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen sollte das Ziel einer besseren Energieeffizienzklasse angestrebt werden, sondern auch aus ökologischen Gründen sollte darauf hingearbeitet werden, eine bessere Effizienzklasse zu erreichen.

7 häufige Fragen

Kann ein schlechter Energieausweis den Wert meiner Immobilie mindern?

Ein niedriger Energieeffizienzstandard kann potenzielle Käufer und Käuferinnen oder Mieter und Mieterinnen abschrecken. Doch sehen Sie es positiv: Der Ausweis zeigt Ihnen auch, wo Sie durch Sanierungen den Wert Ihrer Immobilie steigern können.

Ist der Energieausweis bei Neubauten Pflicht?

Ja, auch bei Neubauten ist der Energieausweis vorgeschrieben. Da in diesem Fall kein Energieverbrauch der letzten 3 Jahre vorhanden ist, wird ein Bedarfsausweis nötig.

Wie lange dauert es, einen Energieausweis zu erhalten?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel vom Zustand der Immobilie oder der Art des Ausweises. In der Regel können Sie mit einer Bearbeitungszeit von 1–2 Wochen rechnen.

Kostet ein Energieausweis Geld?

Ja, die Kosten variieren je nach Anbieter und Immobilientyp. Es lohnt sich, verschiedene Angebote einzuholen und diese zu vergleichen.

Wo finde ich vertrauenswürdige Anbieter für Energieausweise?

Es gibt viele qualifizierte Energieberater/Energieberaterinnen oder Architekten/Architektinnen, die Energieausweise ausstellen. Suchen Sie nach zertifizierten Anbietern in Ihrer Region oder fragen Sie bei Ihrer Stadt- oder Gemeindeverwaltung nach Empfehlungen.

Ist eine Vor-Ort-Besichtigung immer nötig?

Nein, Ausweisaussteller und Ausweisausstellerinnen müssen das Gebäude nicht zwingend besichtigen. Häufig reicht es, wenn Sie erforderliche Daten und aussagekräftige Fotos vom Gebäude bereitstellen. Ein Ortstermin garantiert allerdings eine höhere Präzision und Aussagekraft des Ausweises. Wir empfehlen deshalb immer eine Vor-Ort-Besichtigung.

Muss ich den Energieausweis immer dabeihaben, wenn ich meine Immobilie zeige?

Ja, beim Verkauf oder der Vermietung einer Immobilie sollten Sie den Energieausweis spätestens bei der Besichtigung vorzeigen können. Wird der Energieausweis trotz Aufforderung nicht vorgelegt, kann die Vorlage gerichtlich angeordnet werden.