Da immer mehr Menschen auf Umweltfreundlichkeit achten und die Strom- und Gaskosten stetig steigen, wird die Energieeffizienz für Kaufinteressierte immer wichtiger. Studien zeigen sogar, dass Sie den Wert Ihres Hauses durch gezielte Sanierungen um bis zu 49 % steigern können.
Energieeffizienzklassen: Das Wichtigste in Kürze
- Energieeffizienzklassen bewerten den Energiebedarf eines Hauses im Verhältnis zur Fläche. Die Skala der Klassen reicht von A+ (sehr effizient) bis H (schlecht).
- Der Energieausweis muss beim Verkauf oder Vermietung einer Immobilie vorgelegt werden und enthält die Effizienzklasse.
- Eine hohe Energieeffizienzklasse verspricht geringere Betriebskosten, eine Wertsteigerung der Immobilie und bessere Finanzierungskonditionen.
- Eine Verbesserung der Energieeffizienz ist durch Dämmung, Austausch von Fenstern und Türen, effiziente Heizungsanlagen und die Nutzung erneuerbarer Energien möglich.
- Für energieeffiziente Neubauten oder Sanierungen werden Fördermittel geboten.
Was ist eine Effizienzklasse?
Energieeffizienzklassen bewerten den Energiebedarf eines Hauses im Verhältnis zur Wohnfläche. Dabei werden die Energiemengen für Heizung, Warmwasser, Kühlung und Lüftung berücksichtigt.
Die Klassen A+, A und B sind farblich grün codiert und stehen für besonders effiziente Gebäude. Im Gegensatz dazu weisen Immobilien der Klassen C, D und E in Gelb einen moderaten Verbrauch auf. Die orange und schließlich rot markierten Energieklassen E, F, G und H signalisieren ineffiziente Häuser mit hohem Sanierungsbedarf.
Je besser die Effizienzklasse, desto niedriger sind die Heizkosten und CO₂-Emissionen der Immobilie. Die simple Einteilung hilft Käuferinnen und Käufer, den energetischen Zustand von Immobilien auf einen Blick einzuschätzen.
Rechtliche Grundlage für Energieeffizienzklassen
Der Energieverbrauch wird nach einer Skala in § 86 GEG und Anlage 10 einer Energieeffizienzklasse zugewiesen. Die Klassifizierungsgrundlage ist der jährliche Energieverbrauch in Kilowattstunden kWh pro Quadratmeter m² und Jahr a. Die Daten basieren auf dem Endenergieverbrauch einer Immobilie: Das ist die Energie, die beim Verbrauchenden tatsächlich ankommt.
Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Gesetze erlassen, die Standards für den Bau energieeffizienter Gebäude festlegten. Dazu zählen die Wärmeschutzverordnungen von 1977, 1982 und 1995. Sie erhöhten nach und nach die Anforderungen an den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von Bauteilen und den Wärmeverlust von Gebäuden und setzten damit neue Baustandards.
Im Jahr 2002 trat die Energieeinsparverordnung (EnEV) in Kraft, die die Wärmeschutzverordnung und die Heizungsanlagenverordnung zusammenführte, sodass die energetische Qualität von Bauteilen und Anlagentechnik fortan in einem Gesetz geregelt wurde. 2020 wurde das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verabschiedet, das die EnEV, das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) zusammenführte.
Im GEG spielt neben dem Endenergieverbrauch auch der Primärenergiebedarf eine wesentliche Rolle. Er umfasst die gesamte Energiemenge, die für die Gewinnung, Speicherung, Umwandlung und den Transport eines Energieträgers aufgewendet werden muss. Je nach Energiequelle wird ein spezifischer Primärenergiefaktor angewendet, der mit der Endenergie multipliziert wird. Beispielsweise hat Strom aus gebäudenah erzeugter Photovoltaik einen Faktor von 0, Holzpellets einen Faktor von 0,2 und Steinkohle einen Faktor von 1,1.
Energieeffizienzklassen im Energieausweis
Der Energieausweis muss bei Verkauf oder Vermietung einer Immobilie verpflichtend vorgelegt werden – auch von Maklerinnen und Maklern. Darin muss die Energieeffizienzklasse der Immobilie angegeben werden.
In kommerziellen Immobilienanzeigen ist die Angabe der Effizienzklasse ebenfalls erforderlich. Wird der Energieausweis Interessierten nicht vorgelegt, droht eine Strafe von bis zu 10.000 €.
Die Verantwortung für die Ausstellung des Energieausweises liegt bei der verkaufenden bzw. vermietenden Partei. Einzelne Wohnungen erhalten keine eigene Energieeffizienzklasse, da die Kategorisierung stets für das gesamte Gebäude gilt.
Der Energieausweis gibt Auskunft über den Primärenergiebedarf und die CO₂-Emissionen einer Immobilie. In einigen Fällen enthält er auch Vorschläge zu energetischen Verbesserungen. Die Gültigkeit des Energieausweises beträgt 10 Jahre.
Auch bei Neubauten ist die Erstellung eines Energieausweises mit Angabe der Klasse gesetzlich vorgeschrieben. Darum kümmern sich in der Regel Architektinnen und Architekten oder Bautragende.
Es ist zu beachten, dass Energieausweise, die zwischen Oktober 2009 und April 2014 ausgestellt wurden, den Energieverbrauch mit einer anderen Skala ermitteln, die bis zu 400 kWh/m²a reicht.
Der durchschnittliche Verbrauch betrug damals etwa 175 kWh/m²a, was heute im roten Bereich liegt. Daher sollte bei älteren Ausweisen vor allem der Verbrauch betrachtet werden und nicht nur die Energieeffizienzklasse.
Arten von Energieausweisen
Der Energieausweis sorgt für mehr Transparenz bei der Immobilienvermittlung. Darüber hinaus wird der Vergleich des Energieverbrauchs anhand der Skala erleichtert. Allerdings ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Arten von Energieausweisen zu unterscheiden. Auf diese Weise werden Missverständnisse vermieden:
- Verbrauchsausweis: Er basiert auf dem tatsächlichen Energieverbrauch der letzten 3 Jahre. Das Ergebnis kann durch individuelles Nutzerverhalten verfälscht werden, zum Beispiel, wenn eine Immobilie zeitweise unbewohnt war. Die Kosten für einen Verbrauchsausweis liegen zwischen 50 und 100 €.
- Bedarfsausweis: Hierbei berechnen Fachleute wie Energieberatende oder Architektinnen und Architekten den Energiebedarf auf Basis der Gebäudesubstanz. Da er unabhängig vom Nutzerverhalten ist, gilt er als aussagekräftiger. Die Kosten für einen Bedarfsausweis betragen 300 bis 500 €.
5 Vorteile von niedrigen Energieeffizienzklassen
Energieeffizienzklassen im grünen Bereich bieten zahlreiche Vorteile:
- Kosteneffizienz: Niedriger Energieverbrauch senkt die laufenden Strom- und Heizkosten. Dadurch amortisieren sich hohe Kaufpreise für Neubauten oder aufwendige Sanierungen langfristig.
- Klimafreundlichkeit: Energie- und ressourcenschonende Immobilien reduzieren den CO₂-Ausstoß und leisten einen Beitrag zum Umweltschutz.
- Wertsteigerung: Aufgrund steigender Energiekosten und wachsendem Umweltbewusstsein bevorzugen viele Käuferinnen und Käufer Immobilien mit niedriger Energieeffizienzklasse. Das steigert die Nachfrage und den Marktwert.
- Finanzierungsvorzüge: Banken bewerten Immobilien mit niedriger Effizienzklasse als wertstabiler und gewähren daher oft günstigere Kreditkonditionen.
- Höherer Wohnkomfort: Moderne Heiz- und Lüftungssysteme sowie eine gute Dämmung sorgen für konstante Raumtemperaturen und minimieren das Risiko von Schimmelbildung. Das sorgt für ein angenehmes Wohnklima und steigert das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner.
Unterschiede der Energieeffizienzklassen
Die Energieeffizienzklassen weisen Unterschiede bezüglich Energiebedarf und Anforderungen auf. In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen Vergleich der Kategorien.
Energiebedarf | Energiekosten / m² | Anforderungen | Beispiele | |
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Energieeffizienzklasse A+ | Unter 30 kWh/m²a | 3 € |
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Energieeffizienzklasse A | 30–50 kWh/m²a | 7 € |
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Energieeffizienzklasse B | 50–75 kWh/m²a | 12 € |
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Energieeffizienzklasse C | 75–100 kWh/m²a | 16 € |
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Energieeffizienzklasse D | 100–130 kWh/m²a | 21 € |
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Energieeffizienzklasse E | 130–160 kWh/m²a | 27 € |
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Energieeffizienzklasse F | 160–200 kWh/m²a | 34 € |
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Energieeffizienzklasse G | 200–250 kWh/m²a | 42 € |
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Energieeffizienzklasse H | Über 250 kWh/m²a | 50 € |
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Energieeffiziente Immobilien im Vergleich
Je nach Energieeffizienzklasse existieren unterschiedliche Immobilienarten, die den jeweiligen Anforderungen entsprechen. Im Folgenden finden Sie Beispiele für Gebäude, die besonders energieeffizient sind und nachhaltige Standards erfüllen.
Energieautarkes Haus
Ein energieautarkes Haus deckt den Großteil seines tatsächlichen Energiebedarfs eigenständig. Mithilfe von Wärme- und Stromspeichern kann überschüssige Energie aus den warmen Monaten im Winter genutzt werden. Dazu kommen energiesparende Hüllflächen, große Speichermassen und Haushaltsgeräte mit niedrigen Energieeffizienzklassen.
Energie-Plus-Haus
Das Energie-Plus-Haus produziert mehr Energie, als es im Jahr verbraucht. Möglich wird das durch eine hochwertige Gebäudehülle, effiziente Anlagentechnik, effiziente Haushaltsgeräte und einen Speicher.
Nullenergiehaus
Ein Nullenergiehaus gleicht seinen externen Energieverbrauch durch eigene Energieerzeugung wie Photovoltaik aus. Ziel ist es, dass die jährliche Energiebilanz bei null liegt.
Passivhaus
Passivhäuser nutzen zum Großteil passive Energiequellen wie Sonneneinstrahlung und interne Wärmequellen. Dank einer starken Dämmung, dichter Bauweise und großen Fensterflächen nach Süden bleibt die Wärme im Haus. Der Heizwärmebedarf darf maximal 15 kWh/m²a betragen, während der erneuerbare Primärenergiebedarf inklusive Haushaltsgeräte 60 kWh/m²a nicht überschreiten darf.
Niedrigenergiehaus
Der Begriff Niedrigenergiehaus ist nicht definiert oder rechtlich geschützt. Allerdings sollte es den internationalen Richtwert von 70 kWh/m²a nicht übersteigen. Auch Häuser, die den Standards der EnEV oder als KfW entsprechen, werden häufig als Niedrigenergiehäuser bezeichnet. Darüber hinaus können regionale Standards zusätzliche Anforderungen festlegen.
3-Liter-Haus
Ein 3-Liter-Haus benötigt jährlich nur 3 Liter Heizöl pro Quadratmeter, was durchschnittlich einem Energieverbrauch von 30 kWh/m²a entspricht.
Referenzhaus
Das Referenzgebäude nach GEG dient als Maßstab, um den Primärenergiebedarf und den Transmissionswärmeverlust eines geplanten Hauses zu bewerten. Es orientiert sich an standardisierten Vorgaben und muss in Geometrie, Nutzung und Größe mit dem geplanten Haus übereinstimmen.
Neubauten und energetische Sanierungen dürfen den spezifischen Primärenergiebedarf sowie den mittleren U-Wert nicht überschreiten. Die genauen Anforderungen sind in Anlage 1 des GEG festgelegt.
Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienzklasse
Eine ineffiziente Energieklasse müssen Sie nicht einfach hinnehmen: Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie Ihre Energieeffizienzklasse verbessern können.
Der Aufwand und die Kosten zur Optimierung hängen stark von der aktuellen Effizienzklasse ab. In den höheren Klassen wie A+ und A können kleinere Anpassungen wie der Einsatz von Smart-Home-Systemen bereits das volle Potenzial ausschöpfen. Bei niedrigeren Klassen kann jedoch auch eine Kernsanierung notwendig sein.
Dafür ist das Einsparpotenzial gerade bei umfangreicheren Sanierungen besonders hoch: Laut der Initiative Klimaneutrales Deutschland besteht bei energetischen Sanierungen ein Einsparpotenzial von bis zu 80 %. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die Ihren Energieverbrauch reduzieren können, zählen unter anderem:
- Dämmung: Die Dämmung von Wänden, Dach und Böden hilft dabei, Wärmeverluste zu verringern. So bleibt die Wärme im Winter drinnen und im Sommer hält sich die kühle, angenehme Raumtemperatur länger.
- Fenster und Türen tauschen: Laut der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gehen über die Fenster etwa 15 % der Wärme verloren. Der Austausch von Fenstern und Türen bietet demnach große Einsparmöglichkeiten. Allerdings ist insbesondere bei schlecht isolierten Außenwänden eine zusätzliche Dämmung wichtig, um Wärmebrücken und Schimmelbildung zu vermeiden.
- Heizungsanlage optimieren: Eine energieeffiziente Heizungsanlage sorgt für einen geringeren Energieverbrauch. Kleine Maßnahmen wie der Austausch einer Heizungspumpe können bereits eine Verbesserung bringen, aber auch die Installation von modernen Heizsystemen wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen leistet einen großen Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienzklasse.
- Erneuerbare Energien nutzen: Durch den Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaikanlagen auf dem Dach erzeugen Immobilien einen Teil Ihres Energieverbrauchs selbst, was sie besonders effizient macht. Ein Speicher ermöglicht es, die gewonnene Energie aus den Sommermonaten auch im Winter zu nutzen.
- Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung: Ein solches Lüftungssystem sorgt dafür, dass die Wärme aus der Abluft genutzt wird, um kalte Luft zu erwärmen. So sinkt der Heizbedarf erheblich.
Geld sparen und gleichzeitig Ressourcen schonen, das kann man durch das Sanieren von alten Häusern
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Fördermittel
Wer ein Effizienzhaus bauen oder kaufen oder eine energetische Sanierung durchführen möchte, kann von verschiedenen Fördermitteln profitieren. Für diese Vorhaben stehen zinsgünstige Kredite zur Verfügung, wobei für die Sanierung oder den Einbau neuer Heizsysteme auch Zuschüsse möglich sind.
Die Fördergelder werden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bereitgestellt. Dabei fördert die KfW insbesondere Komplettsanierungen, während die BAFA einzelne Maßnahmen unterstützt.
Die Höhe der Förderung richtet sich nach der Energiebilanz einer Immobilie und ihrer Energieeffizienzklasse: Je besser diese ist, desto höher kann auch die Förderung ausfallen. Das KfW-Effizienzhaus 85 stellt dabei den niedrigsten förderfähigen Standard dar.
Energieeffizienz und ihre Bedeutung für Ihr Zuhause
Energieeffizienzklassen helfen Kaufinteressierten, die langfristigen Strom- und Heizkosten eines Hauses abzuschätzen. Sie schaffen Transparenz bei der Immobilienvermittlung und zeigen, wie nachhaltig ein Gebäude ist.
Durch eine energetische Sanierung oder den Neubau eines energiesparenden Hauses tragen Sie aktiv zum Klimaschutz bei und steigern den Wert Ihrer Immobilie. Eine hohe Energieeffizienz hat somit viele Vorteile: sowohl für die Umwelt als auch für den eigenen Geldbeutel.
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