Asbest im Haus – richtig erkennen und beseitigen

Sie haben Ihr Traumhaus gefunden – Baujahr 1978, charmant renoviert. Aber was steckt hinter der Fassade? Wer beim Immobilienkauf nicht auf Asbest achtet, kauft womöglich ein Gesundheitsrisiko. Was Sie wissen müssen, bevor Sie den Kaufvertrag unterschreiben, erfahren Sie hier.

Arbeiter mit Schutzausrüstung hält eine Asbestplatte

Asbest: Das Wichtigste in Kürze

  • Asbest wurde bis in die 90er in vielen Häusern verbaut – und kann bei Sanierungen oder Umbauten gesundheitsschädliche Fasern freisetzen.
  • Unsichtbar, aber nicht harmlos: Schon kleine Schäden können gesundheitsgefährliche Fasern freisetzen.
  • Die Entfernung ist Sache von Profis gesetzlich streng geregelt – je nach Umfang kann das mehrere Tausend Euro kosten.
  • Wer eine Immobilie kauft, sollte deshalb genau hinschauen und sich fachlich beraten lassen.

Was ist Asbest?

Asbest galt jahrzehntelang als Wunderstoff. Es war extrem hitzebeständig, nicht brennbar, chemisch stabil, schalldämmend und mechanisch belastbar. Gleichzeitig war es billig zu fördern und zu verarbeiten. In der Bauwirtschaft war das unschlagbar. Zwischen den 1930er- und 1990er-Jahren wurde Asbest deshalb in über 3.000 Produkten verwendet.  

Besonders häufig:

  • Asbestzement (z. B. Dach- und Fassadenplatten, Rohre)
  • Spritzasbest (als Brandschutzbeschichtung an Stahlträgern)
  • Dichtungen, Isolierungen und Nachtspeicheröfen
  • Kleber (z. B. bei Bodenbelägen) 

 Die Einsatzmöglichkeiten reichten von Wohnhäusern über Fabriken bis zu Schulen und Krankenhäusern. Viele Baubetriebe wussten nicht, wie gesundheitsschädlich der Stoff wirklich ist – die Risiken wurden jahrelang systematisch verharmlost oder ignoriert. Erst als Langzeitstudien in den 1970er- und 1980er-Jahren die Verbindung zu schweren Lungenkrankheiten belegen konnten, änderte sich das Bild. In Deutschland wurde Asbest erst 1993 vollständig verboten – viel zu spät, sagen Experten heute.

Wo liegt das Problem mit Asbest?

Die Gefahr geht nicht vom eingebauten Asbest selbst aus – sondern von seinen Fasern, wenn sie freigesetzt werden. Und das passiert schneller als gedacht: Bei Renovierungen, Bohrungen, oder wenn alte Materialien brüchig werden. Besonders fies: Diese Fasern sind mikroskopisch klein. Wird Asbest eingeatmet, lagert es sich in der Lunge ab – ein lebenslanges Risiko. 

Typische Krankheiten: 

  • Lungenkrebs
  • Asbestose (vernarbtes Lungengewebe)
  • Mesotheliom (ein seltener, aggressiver Tumor) 

 Die Symptome treten oft erst Jahrzehnte später auf. Schon geringe Mengen reichen aus, um die Gesundheit zu gefährden.

Wie lässt sich Asbest erkennen?

Auf den ersten Blick? Gar nicht.

Die betroffenen Materialien sehen aus wie gewöhnliche Baustoffe – ob Bodenplatte, Wandverkleidung oder Dachdämmung. Eine optische Unterscheidung ist unmöglich. Nur eine fachgerechte Materialprobe mit Laboranalyse bringt Sicherheit. Dabei wird das verdächtige Bauteil entnommen, eingeschickt und unter dem Mikroskop auf Asbestfasern geprüft.

Platten aus Eternit - einem asbesthaltigen Baustoff

Wichtige Verdachtsmomente für Immobilienkäufer

Wenn Sie eine Immobilie kaufen, sollten bei folgenden Hinweisen die Alarmglocken läuten:

  • Baujahr vor 1993: In Gebäuden, die vor diesem Jahr errichtet oder modernisiert wurden, ist das Asbestrisiko besonders hoch. Das betrifft den Großteil aller Altbauten.
  • Eternitplatten auf Dach oder Fassade: Diese grauen, oft gewellten Platten enthalten fast immer Asbest – selbst wenn sie noch intakt wirken.
  • Schwarzer Kleber unter alten Bodenbelägen: Häufig bei PVC- oder Flexplatten. Auch der Kleber kann Asbest enthalten – besonders problematisch beim Entfernen.
  • Weiße Ummantelungen an alten Heizungsrohren: Oft im Keller oder Technikraum – hier wurde Asbest als Isoliermaterial verwendet.
  • Nachtspeicheröfen: Viele Modelle bis in die 80er-Jahre sind mit Asbestfasern gegen Hitze isoliert – bei unsachgemäßem Ausbau extrem gefährlich.

Was bedeutet das konkret für Käufer?

Asbest kann den Wert einer Immobilie deutlich mindern – vor allem, wenn Sanierungen geplant sind. Schon einfache Renovierungen wie Boden entfernen oder neue Leitungen verlegen können zur Gefahr werden, wenn versteckter Asbest auftritt. 

Unser Rat:

  •  Vor dem Kauf immer einen Bausachverständigen hinzuziehen, der Erfahrung mit Schadstoffen hat.
  • Verdächtige Stellen dokumentieren und prüfen lassen, am besten durch ein spezialisiertes Labor.
  • Im Kaufvertrag regeln, wer für die Sanierung haftet, falls nachträglich Asbest entdeckt wird. 

 Eine einfache Materialanalyse im Labor kostet rund 80 bis 150 Euro pro Probe. Für eine umfassende Begutachtung durch einen Sachverständigen inklusive Vor-Ort-Termin sollten Sie je nach Objektgröße mit 300 bis 800 Euro rechnen. Verglichen mit den möglichen Sanierungskosten ist das eine sinnvolle Investition – vor allem, wenn Sie teure Überraschungen vermeiden wollen.

Wie funktioniert eine Asbestbeseitigung?

Asbest entsorgen – das macht man nicht „mal eben so“. Im Gegenteil: Es ist ein klarer Fall für Profis. Wer ohne Sachkunde selbst Hand anlegt, riskiert nicht nur Bußgelder – sondern auch seine Gesundheit. Hier sind geschulte Fachleute gefragt.

Der Ablauf:

  1. Gefährdungsbeurteilung: Wo liegt das Problem? Wie groß ist das Risiko?
  2. Sanierungsplanung: Welche Maßnahmen sind notwendig?
  3. Abschottung des Bereichs: Luftdicht und mit Unterdruck.
  4. Rückbau durch Profis: Mit Schutzkleidung, Atemmaske, Spezialwerkzeugen.
  5. Reinigung und Freimessung: Nur wenn die Luft asbestfrei ist, darf der Raum wieder genutzt werden.

Was kostet eine Asbestbeseitigung?

Die Kosten hängen stark vom Einzelfall ab:

  • Kleine Flächen (z. B. Bodenplatten): ab ca. 1.000 €
  • Dachplatten oder Fassaden: mehrere Tausend Euro
  • Komplette Sanierungen: bis zu 20.000 € und mehr

Hinzu kommen Analyse, Entsorgung, Gutachten und ggf. Ersatzmaterialien.

Unser Tipp: Vor dem Immobilienkauf einen Sanierungsexperten beauftragen. Eine Bestandsaufnahme spart später hohe Kosten und Nerven.

Weitere Tipps für Immobilienkäufer und -käuferinnen

Wenn Sie ein Haus mit möglichem Asbestbestand kaufen möchten, sollten Sie nicht nur auf sichtbare Materialien achten. Auch renovierte Objekte können Asbest enthalten, besonders wenn keine vollständige Entkernung stattgefunden hat. Oft werden nur neue Oberflächen auf alte Substanz aufgebracht – Asbest bleibt verborgen.

Außerdem wichtig:

  • Energieausweise oder Baupläne geben keinen Aufschluss über Asbest. Lassen Sie sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.
  • Verkäufer müssen Asbest nur offenlegen, wenn sie konkret davon wissen. Eine Untersuchungspflicht besteht nicht – das Risiko liegt bei Ihnen.
  • Versicherungen zahlen nicht für Asbestsanierungen, da es sich um bekannte Altlasten handelt.
  • Bei Mietobjekten besteht eine Informationspflicht gegenüber den Mietern, sobald Asbest entdeckt oder bearbeitet wird – das kann Ihre Vermietbarkeit beeinflussen.

Fazit: Augen auf beim Immobilienkauf

Asbest ist kein Grund zur Panik – aber zur Vorsicht. Wer eine Bestandsimmobilie kauft, sollte das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Denn:

  • Asbest kann Ihre Gesundheit gefährden.
  • Die Beseitigung ist teuer – und Pflicht.
  • Der Wiederverkaufswert leidet, wenn Asbest unbekannt bleibt.

Unser Rat:

Prüfen Sie vor dem Kauf, ob Asbest verbaut wurde. Im Zweifel: Gutachter einschalten. Ebenfalls wichtig: Ein Asbestnachweis muss beim Hausverkauf nicht automatisch vorgelegt werden – anders als z. B. der Energieausweis. Fragen Sie also aktiv danach und lassen Sie sich keine vagen Auskünfte geben.

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